Der Schwarzwald, unentdeckte Welten
Herbst, Wochenende, Sonne, bunte Wälder und Allerheiligen. Zutaten wie frisch vom Wochenmarkt, die bereits im Vorfeld einen tollen Tag erahnen ließen. Während sich so manch einer mit Allerheiligenstriezeln schon ins vorweihnachtliche Fresskoma zu versetzen versucht, wollte ich den Spätherbst noch einmal ausgiebig genießen. Herbst… Wälder… Wald… Schwarzwald! Das Ziel war dank meines genialen Gedankenganges somit schnell definiert und sollte in die Regionen des Schwarzwaldes gehen. Auch wenn es nur einen Katzensprung entfernt ist, ich selbst war noch niemals zuvor dort gewesen. Unentdeckte Welten sozusagen. Jaja, Schande über mich! Ein paar Wochen zuvor auf der Burg Hohenzollern, war ich dem Gebiet schließlich schon sehr nahe gekommen.
Grund genug also, um nun die letzten Kilometer auch noch auf mich zu nehmen und in die wunderschöne Natur einzutauchen. Ich stellte mir – wie schon im Sommer bei der Rakotzbrücke *hust* – eine kleine Tour rund um die kleine Gemeinde Epfendorf zusammen. Für mich sollte es Wasserfälle, für Hoochis Welt eine Ruine und für uns Beide einen wunderbaren Wandertag geben. Die grob detaillierten Planungen waren somit abgeschlossen und es konnte am nächsten Tag endlich losgehen.
(Link zur Google-Maps Karte, falls nicht angezeigt)
Abfahrt
Der Start erfolgte in den frühen Morgenstunden, um noch kurz den Sonnenaufgang zu erleben. Keine 5 Minuten nach der Abfahrt, wollte ich einen Spot mit Alpenblick erkunden. Ziel war die kleine Gemeinde “Eglofs” nähe Isny im Allgäu. Nunja, nicht nur der Sonnenaufgang war mäßig, sondern auch der Spot. Später in der Gallerie findet Ihr auch das passende Bild dazu. Das kleine Strässchen bin ich schon öfter gefahren, aber irgendwie hatte ich es schöner in Erinnerung.
Etwas ernüchtert ging es somit weiter. Das Ziel vor Augen. Ich fuhr durch eine zauberhafte Landschaft aus Sonnenaufgangsstimmung, Herbstfarben und Nebel. Da das Ziel jedoch Epfendorf war, die Tage zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr die längsten und die Tour nicht die kürzeste, habe ich erst gar nicht versucht meinen Motor für ein Foto abzustellen. Nein, vielmehr habe ich alle paar Minuten meinen Beifahrer bzw. meine Beifahrerin mit den Worten
“Boaar! Schau Dir das an! Das wäre so ein geiles Bild”
genervt. Es kann natürlich auch im Sekundentakt gewesen sein. Ohnehin war es eine wahnsinns Stimmung. Wenn Ihr die Bilder in meinem Kopf dazu sehen könntet… wobei, ne lieber nicht *lach*
Kurz vor Epfendorf dann das erste Abenteuer. Mein Navi hatte wohl mal wieder richtig Lust auf Action. Wer mag schon ständig nur auf ausgebauten Straßen fahren. Kurz vor Epfendorf ging es also ins dortige Tal hinab. Nicht auf der Bundesstraße etwa. Nein! Eine kleine, einspurige, enge und sehr steile Straße. Oder eher ein Wegchen. Es war wohl der kürzeste Weg. Der kürzeste Weg um ins Gras zu beissen… unten angekommen ging es über eine Brücke. Eine Brücke aus Holz. Stilistisch hat sie mich an diese alten US-amerikanischen Holzbrücken erinnert. Ihr wisst schon… diese überdachten Brücken, durch die das ein oder andere Male eine gewisse Schmalzlocke mit dem Namen “Robert Redford” angefahren kam, als er einst versuchte mit den Pferden zu sprechen und dabei kläglich versagte. Aus dem Pferdeflüsterer wurde gegen Ende der Stutenflüsterer und wie das mit der Liebe eben so ist… egal, ich schweife ab. Unter normalen Umständen wäre ich nicht über diese Brücke gefahren – aber hey, ich habe schließlich auch die Abfahrt überlebt und nichts auf dieser Erde konnte mich mehr dazu bewegen, diese Strasse wieder zurückzufahren. Wobei der Anblick der Brücke sehr nah dran war *lach*.
Mit einem Adrenalinpegel im roten Bereich, sind wir kurze Zeit später in Epfendorf angekommen und parkten – symbolisch gesehen – wiedergeboren auf dem Kirchenparkplatz neben dem Friedhof. Der Parkplatz war, sicherlich der Nächstenliebe geschuldet, völlig kostenlos und stellte den perfekten Ausgangspunkt für die Tour dar. An Allerheiligen ist diese Parkplatzwahl jedoch – naja sagen wir mal – suboptimal. Wieso? Allerheiligen… Friedhof… na klingelts? Aber das merkten wir erst am Abend, als wir zurückgekommen waren und gefühlt 100 Menschen auf dem Friedhof umher lummerten. Diese Leute mussten schließlich auch irgendwo parken und da kamen die Langzeitparktouris natürlich sehr gelegen *lach*.
Vom Kirchenparkplatz ging es nun also los. Die Wanderschuhe an den Füssen, das kurz zuvor verspeiste Wurstbrot im Magen – Abmarsch.
Folge dem roten Punkt
Kurz nach dem Parkplatz sichtete ich die erste Wegmarkierung. Ein roter Punkt auf einem weißen Quadrat. Dazu gab es noch ein Schild mit der Aufschrift “Schlichemklamm”. In der Hoffnung, dass die Begleiterin die Schilder noch nicht gesehen hatte, gab ich besserwisserisch und völlig Überzeugend ein
“Da müssen wir hinunter. Ich bin mir zu 100% sicher”
von mir. Die Stellung des brillianten Wegefinders darf schließlich nicht bröckeln… Sie hatte es trotzdem vorher schon gesehen.
Wenig später sollte meine Spürnase jedoch tatsächlich einen Treffer landen.Wir verließen Epfendorf und damit auch die Wegmarkierungen. Da ich mir sämtliche Touren zuvor gut ansehe und – danke Gott – ein fotografisches Gedächnis habe, wusste ich, dass wir nicht auf ein Haus zulaufen dürften, sondern eher einen Sportplatz passieren sollten. In der Karte zum Artikel hab ich es für Euch markiert. Direkt nach einer kleinen Brücke nämlich, hätten wir rechts abbiegen müssen. Ein Weg war hier nur zu erahnen. Auf dem richtigen Pfad ging es nun dem Flüsslein “Schlichem” entlang in den Wald. Dort fingen die Markierungen auch wieder an. Komische Sache.
Weiter ging es also durch den farbenfrohen Herbstwald. Ich hörte schon die Wasserfälle. Dachte ich. Das Problem? Es ging bergauf! Wir machten Höhenmeter für Höhenmeter. Irgendwann quitierte ich diesen Umstand mit den Worten
“Ja leck mich doch am A*sch! Was isn das für ne Schei*e hier! Das Wasser ist da unten!”
Zugegeben, dieser leichte Anfall von Extase war auch der vorangegangenen Wegführung geschuldet. Hätte ja sein können, dass dieser Weg uns sonstwo hinführt, nur nicht zur Ruine oder zu den Wasserfällen.
Keine Angst, der Weg war letztendlich vollkommen richtig. Wenig später klaffte nämlich das erlösende Schild mit der Aufschrift “Schlichemklamm” vor meinen Augen.
Ein Knisper und Gentleman
Direkt an der Abzweigung ging es jedoch auch zur ersten Burgruine hoch. Die Ruine Urslingen war somit erreicht. Ein Gentleman wie ich bin, war und immer sein werde, überlies ich der Dame den Vortritt und wir nahmen zunächst die höher gelegene Überreste der Burg mit. Über einen feuchtrutschigen schmalen Waldpfad ging es nach oben. Das Ganze dauerte aber keine 5 Minuten und wir waren auf dem Plateau angekommen. Was einen dann erwartet? Hmm, eine Ruine eben. Eine schlecht erhaltene Ruine. Besser gesagt die eingewachsene Überreste. Wie man das nennt? “Alte, kaputte, zusammengefallene und zerstörte Burg mit Zuwachs” vielleicht *lach*. Immerhin hatte man von dort einen schönen Blick auf ein paar Häuser. Dort entstand im Übrigen auch das Titelbild des Artikels.
Das ganze Areal ist ein wenig verschachtelt und so kam es durchaus vor, dass Frau plötzlich weg war. Nachdem ich an allen kritischen Stellen gesucht habe, ob vielleicht weiter unten irgendwo ein Fotorucksack lag – irgendwas muss man schließlich retten – entdeckte ich sie schließlich auf der Rückseite der Burg. Dort führte ein kleiner Pfad auf die höchste Stelle der Ruine. Da dort aber sowieso alles zugewachsen ist, kann man sich diesen Weg auch sparen.
Nach ein paar Minuten waren, mehr oder weniger spektakuläre Bilder, auf unserer digitalen Filmrolle verewigt. Abstieg, die Klamm wartet! Endlich!
Am Namensvetter angekommen
Die Schlichemklamm began direkt nach der Abzweigung schon mit einem ersten Wasserfall. Das schöne an der Klamm fand ich die seitlichen Wasserfälle. So fand ich nicht nur die typischen Flussfälle (Stufen) wieder, sondern eben auch seitlich abfallende Zuläufe. In bekannter Manier stieg ich also zum Ufer hinab. Ok, ein Abstieg war es nicht wirklich, da es zu Beginn ziemlich eben über das Ufer ans Wasser ging.
Erst weiter fortgeschritten in der Klamm ist es ratsam, schon unten zu sein und lieber direkt auf den Ufersteinen entlang zu gehen. Der Zugang in die Klamm wurde nämlich an einigen Stellen sehr steil und erfahrungsgemäß sind solche Orte auch nicht unbedingt die trockensten. Frau quitierte das mit den Worten
“Nein! Denk nicht mal dran, da kommst Du nicht mehr hoch. Lauf zurück!”
Nachdem ich das ausgefahrene Stativ zu ihr hochgeben konnte, bin ich dann doch irgendwie mit den Worten nach oben geflogen.
Die Klamm selbst war recht weitläufig, hatte nur gegen Ende hin eine enge Passage und ist sehr gut begehbar. Besonders angenehem fand ich, dass fast jeder Fall in irgendeiner Art und Weise begehbar ist. Ich fühlte mich zwar zwischenzeitlich wie auf dünnem Eis, aber es war alles noch im vertretbaren Rahmen. Wem das Ganze aber zu rutschig ist… ich kanns verstehen. Warum ich trotzdem drauf bin? Weil ich einfach ein tollkühner Held bin. Nein, Spass. Es war für mich deswegen vertretbar, weil die Fallplateaus überwiegend Flach gehalten waren und nicht wirklich abfallend sind. Da ich genügend Zeit hatte und Frau als Touristenführerin und Wegweiserin für die vorbeikommenden Fußgänger beschäftigt war, hatte ich somit alle Ruhe vorsichtig meines Amtes zu walten. Böse Zungen behaupten sogar den Satz
“Guck mal Mama, wie Dumbo im Porzelanladen”
gehört zu haben. Mit meinen abstehenden Ohren hat das sicherlich nichts zu tun. Wirklich.
Der Kreis schließt sich
Am Ende des ersten Drittels der Klamm, führt ein steiler Weg nach oben. Lauffaule Menschen können hier die Runde abkürzen. Da ich aber ein waschechter Naturbursche bin, lief ich die Klamm bis zu Ihrem Ende. Nach gut zwei Dritteln ist die Klamm sowieso vorbei. Zwar schlängelt sich die Schlichem noch wie der Amazonas durch die restliche Klamm, aber besitzt weder Fälle noch eine nennenswerte Strömung. Jeder Feldbach würde da mehr zu bieten haben. Landschaftlich war es aber sehr idylisch. Wäre ich ein Romantiker, ich wäre dahingeschmolzen.
Als Abschluss der Klamm wurde eine Mühle angekündigt. So richtig, mit Pauken, Trompeten und allem TamTam. Nunja, was soll ich sagen. Die Mühle war das Golling des Schwarzwaldes. Außer ein Fundament ist leider nicht mehr viel von der alten Mühle zu sehen. Im Gegenteil, sie wurde zu dem Zeitpunkt neu aufgebaut. Wieso? Weiss ich auch nicht, aber ich hatte mich so darauf gefreut, da ich alte Mühlen sehr toll finde. Eine neue Mühle kommt mir nicht in die Tüte. SO!
Vorbei an der Mühle, findet man auch wieder die Wegemarkierung, die plötzlich wie aus dem Nichts wieder auftaucht und zugleich wieder Verschwindet. Ein kurzes “Hey, Ihr seid richtig!”, mehr aber auch nicht. Über – oder in diesem Fall eher durch – eine Brücke und dem anschließenden Privatgrundstück, auf dem jede Menge schwarzer Schafe unterwegs waren, ging es wieder bergauf. Dabei sei noch kurz eine Kleinigkeit für die Nachahmer der Tour ewähnt. Haltet Euch direkt am oberen “Tümpel” links. Direkt am Zaun des Grundstückes entlang. Es sieht zunächst nicht nach einem Weg aus, wird aber nach ein paar Höhenmeter immer mehr zu einem! Ihr seid also schon richtig.
Hier noch kurz ein kleines Insiderbildchen, das dort entstanden ist. Es passt nur nicht in die eigentliche Galerie am Ende des Artikels und wird wohl auch nur von Leuten verstanden, die sich gerne – wie ich – Trashfilme ansehen. Aber das Motiv war wie gemacht dafür *lach*
Jetzt aber weiter im Text. Oben angekommen, trifft man auf den Weg, welcher unten nach einem Drittel der Schlichemklamm abbog. Nun war es also geschafft. Ab jetzt hieß es nur noch den Tag und die Landschaft genießen. Vorbei an einem Pferdegutshof, ging es auf geteerten Wegen wieder zurück nach Epfendorf.
Eigentlich hätten wir noch zur Burgruine Schenkenberg abbiegen müssen, den Weg hab ich in der Karte ebenfalls eingezeichnet. Diesen Abstecher ersparten wir uns jedoch, da wir zeitlich noch sehr früh dran waren und ich deshalb noch eine Alternative im Ärmel hatte. Das Schloss Lichtenstein zum Sonnenuntergang! *tadaaaa*.
In Epfendorf am Parkplatz angekommen, machten wir uns direkt auf den Weg zum nahegelegenen Schloss. Nun gut, der Plan ging nicht wirklich auf. Ich war zuvor noch nie dort und kannte somit das Gebiet drumherum auch nicht. Des weiteren hatte ich die Rechnung ohne den Schließzeiten im Herbst gemacht gehabt. Als wir dort nämlich ankamen, schlossen sich gerade die Tore vor unserer Nase. Schade eigentlich.
Ein paar Tage später bekam ich von einem mir sehr geschätzten Fotografenkollegen (der nebenbei in meinen Augen auch das beste Bild !EVER! des Schlosses Neuschwanstein geschossen hat… Lucker!), noch den ein oder anderen Tipp zum Schloss. Somit sollte es sich nun auch nach den Öffnungszeiten gut ablichten lassen. Ich werde es zeitnah in Angriff nehmen, bis dahin werden dem Schloss schon keine Beine wachsen. Auf der Fahrt nach Hause bin ich noch kurz an der Burg Hohenzollern vorbei gefahren, schließlich musste das menschliche Wesen auf dem Beifahrersitz ja noch ein wenig angefixt werden *lachen*.
Alles in Allem war es an einem wunderbaren Herbsttag, ein sehr schöner, unterhaltsamer und gelunger Ausflug.
Wer das Ganze nochmals aus der Sicht der Begleiterin lesen möchte, bitte:
HoochisWelt – Burgruine Irslingen und die Schlichemklamm
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