Es ist wie es ist
Nachdenklich, ja fast schon deprimiert verfasse ich diese Zeilen. Erinnern sie mich doch an längst vergange Zeiten. An eine Zeit, in der ich noch jung war, die Knochen noch nicht bei jeder Bewegung zu knacksen begannen und das Haar noch nicht melierte. Eine Zeit, in der man(n) noch vor Energie sprühte, von Freitag bis Sonntag die wildesten Partyexzesse feierte und am Montag wie eine Eins auf der Arbeit erschien. Eine Zeit, in der man das Wort TV nur vom hören sagen kannte und nicht die Wochenenden zu Hause auf dem Sofa, bei einem Glas warmen Tee und Helene Fischer verbrachte. Kurz gesagt, die Zeit vor meinem 30. Geburtstag.
Nun gut, die Taschentücher sind wieder verräumt, der Mund abgewischt, die alltägliche das-Leben-geht-nun-zuende-Depression beiseite gelegt, denn es ist nun einmal wie es ist. Und um ehrlich zu sein, vergesst den Quatsch. Es tat nicht weh, ich schreib immer noch wie mir der Mund gewachsen ist und wenn ich es am Montag nicht packen sollte, dann gönne ich mir eben einen Tag Urlaub. In diesem Sinne *prost*
Überall, nur nicht zu Hause
Schon in meinen – mittlerweile längst vergangenen – Zwanzigern hab ich immer gesag:
“Jungs! Für den unwahrscheinlichen Fall, dass ich bei meinem Lebenswandel je den 30. Geburtstag erreichen sollte, dann verbringe ich diesen definitv nicht zu Hause. Ich werde irgendwo in der Karibik an einem schneeweißen Strand liegen, mit einem Cocktail in der Hand und zwei heißen Bräuten in meinen Armen!”
Okay, die Karibik wurde es nicht. Aus den Bräuten wurde Singular und sie hat mittlerweile einen Namen. Der Cocktail hieß nicht CubaLibre, sondern Pivo und Jim Beam Blue Label. Von dem “schneeweißen Strand”, blieb am Ende nur der Schnee übrig.
Ihr ganzen Hobby-detektive, -watsons, -bones, -CSIler wisst natürlich schon genau wohin es mich gezogen hat. Nach Tschechien, genauer gesagt in die Stadt Prag. Zugegeben, Ihr wusstet es natürlich auch schon durch die Headline. Im Anschluss an die Weihnachtsfeiertage, ging es also für eine Woche in die schöne Stadt.
Das Drumherum
Ich starte zunächst einmal mit einem Überblick. Die Anfahrt nach Prag lösten wir per Zug. Wir sind – wie kanns anders sein – HoochisWelt, ihrem Brüderlein und meine Wenigkeit. Von München aus ging es mit dem AllgäuExpress (kurz: Alex) direkt in die tschechische Hauptstadt. Hier noch ein kleiner Tipp von meiner Seite aus. Alex selbst bietet Tickets für 69€ an. Ich kaufte jedoch das “Bayern-Böhmen-Ticket”, mit dem es sich bis Pilsen fahren lässt. Dort kauft man bei einem Schaffner im Zug dann noch das Ticket von Pilsen nach Prag. Durch 3 Personen geteilt, haben wir für Hin- und Rückfahrt 22€/p.P. bezahlt! Es war deutlich stressfreier, wir sahen viel Landschaft und konnten nebenbei noch viel nichtalkoholische Getränke zu uns nehmen. Perfekt.
Im Vorfeld der Reise buchte ich ein Apartment im Bezirk “7”, etwa 30 Minuten Gehzeit vom Stadtzentrum entfernt. Ja, wir sind Allgäuer und sind deshalb jeden Tag zu Fuss in die Innenstadt gelaufen. Nur nach Hause wendete sich ab und an der Verstand mit Grausen ab, unfähig mit der Wirbelsäule zu kommunizieren. Ein Taxi schaffte Abhilfe.
Das Apartment wurde von einer charmanten jungen Schauspielerin vermietet, die kurioserweiße einen Tag vor mir Geburtstag haben sollte und uns schon mit einem Prall gefüllten Kühlschrank empfing. “This is everything for you. Enjoy your birthday and have a good time here in prague” waren Ihre warmen Worte, als sie uns in die Obhut des Kühlschrankes überließ.
Das Highlight des Apartments lag jedoch außerhalb der Wohnungstür. Der Aufzug, wenn man dieses Höllengerät so nennen mag. Türen hatte er keine, die Platine mit den Druckknöpfen wurde nur noch mit 2 von einst 8 Schrauben gehalten. Manchmal ging er, manchmal ging er nicht. Immerhin durfte ich bei der “Erstfahrt” mit unserer Vermieterin nach oben fahren. Ein schöner Tod wäre es gewesen *duck und weg*.
Touristen, überall Touristen
Ich reise nicht gerne in Ferienzeiten, die Gründe sollten jedem Bekannt sein. Da meine Eltern aber vor 30 Jahren meinten, sie müssten Ihren Frühjahrsgefühlen freien lauf lassen und ich eben 9 Monate später unbedingt noch das letzte Kind im Jahr sein wollte, blieb mir diesmal nichts anderes über, als in der Ferienzeit die Stadt zu besuchen. Was soll ich sagen? Die berühmte Karlsbrücke glich dem D-Day. Das Prager Schloss wurde gestürmt wie einst die Bastille. Die Innenstadt wurde geflutet, als wäre vor Las Vegas der Hoover-Staudamm – gefüllt mit Menschen – in sich zusammengebrochen. Der Prager Tower erstrahlte wie eine 100-köpfige Hydra. Ja, es war viel los. Nun kommen wir zu dem ABER. Wir hielten uns zumeister außerhalb der Touripunkte auf, erkundeten die Stadt mit all ihren Gassen und Bars, kleinen Läden und historischen Gebäuden. Kaum entfernten wir uns ein paar Seitenstraßen, war von all dem Tourismus nicht mehr viel zu hören und sehen. Somit konnten wir uns jederzeit verdünnisieren, wenn es uns zu viel wurde. Oftmals geschah das bereits nach unserer täglichen Portion Weihnachtsmarkt und dessen fabelhaften Leckereien *lach*.
Der Tag der Tage
Irgendwann war er dann da. Der letzte Tag im Jahr 2014, mein Geburtstag, 30 Jahre, Judgemend Day! Da ich mich – wie Eingangs schon erwähnt – gegen die Karibik und für die eine Frau entschieden hatte, konnte ich leider nicht auf den “Entfernungsjoker” setzen. Ein paar durchaus verrückte Jungs und ein vietnamesischer Kampfzwerg kamen extra für diesen einen Tag nach Prag angereist. ICH hätte es ja nicht gemacht, gefreut hab ich mich natürlich trotzdem. Ein kleines bisschen *lach*.
Natürlich sind meine großen (Dumbo)Ohren nicht nur für mein exzellentes Aussehen verantwortlich, sondern bekommen auch das ein oder andere gesprochene Wort zu hören. So pfiffen im Vorfeld die Spatzen den Besuch bereits von den Dächern und ich war nicht ganz unvorbereitet. Im Vorfeld reservierte ich in einer Whiskeybar uns eine Lounge für den Silvesterabend. Bei edlen Tropfen (u.a. Jim Beam Blue Label), Fingerfood, einem Gläschen Cham… ähm Sekt und in sehr gemütlicher Atmosphäre genossen wir die Stunden bis Mitternacht.
Direkt zum Jahreswechsel zählt natürlich das Feuerwerk immer zu den Highlights. Ich hatte keine Kamera dabei, was angesichts der kriegsähnlichen Zustände, auch durchaus von Vorteil gewesen war. Wieso es bei uns Richtlininen und Gesetzte bezüglich Böller gibt? In der Zeit zwischen 23:50 und 0:45 Uhr wurde mir die Sinnhaftigkeit solcher Gesetzte schlagartig bewusst.
Der eigentliche Höhepunkt in Prag fand jedoch einen Tag später statt. Das von der Stadt kontrollierte Neujahrsfeuerwerk. Der Bereich um das Prager Schloss wird hier weiträumig abgesperrt. Als Zuschauer positioniert man sich am Besten am Ufer der Moldau, um das Spektakel zu genießen. Die Sause dauert nämlich geschlagene 10 Minuten und 15 Sekunden! Die Zeit hat eine gewisse Bedeutung und parallel wird im Radio zudem ein extra dafür komponiertes Stück gespielt, mit einer Länge von… genau, 10 Minuten und 15 Sekunden.
Wir haben das mit dem Feuerwerk nur am Rande mitbekommen und wussten auch nicht genau von wo es abgefeuert wurde. Aus diesem Grund sind wir seitlich gestanden, was nicht weniger Spektakulär erschien. Für das Fotografieren war es natürlich eher suboptioal. Naja, ein Andermal *lach*.
Raus aus der Stadt
Natürlich hielten wir uns nicht nur in der Stadt auf, sondern fuhren mit der tschechischen Eisenbahn auch mal nach Kutna Hora. Einer kleinen ehem. Bergbau Stadt, gut eine Stunde entfernt von Prag. Die Stadt lebt Heute wohl nur noch vom Tourismus. An diesem Tag hatten wir Glück, da es schlecht Wetter war, die üblichen Touris grundsätzlich aus Zucker bestehen und wir somit ganz Relaxed alles bestaunen konnten. Highlight war sicherlich das Beinhaus von Selece und die Barbara Kirche. Die Stadt hätte aber so viel mehr zu bieten, hierfür würde man jedoch nochmals ne komplette Woche benötigen.
Und damit will ich auch gar nicht mehr viel dazu schreiben. Es war definitiv ein gelungener Abschluss des Jahres 2014 für mich. 2015 werden die Reiseziele zunächst wieder etwas näher liegen. Am Ende des Jahres wartet jedoch wieder ein mehrwöchiges Abenteuer auf mich… mehr wird noch nicht verraten. An dieser Stelle noch ein kleines Danke an all meine Follower. Ich hoffe es hat Spass gemacht und Ihr hattet viel Freude beim Lesen meiner Artikel und Betrachten der Bilder *lach*. Auf 2015…
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