Mit dem VW-Bus durch… SCHOTTLAND #9

Freitag , 23. Oktober 2015

Polarlichter sahen wir in dieser Nacht in Schottland leider wieder keine. Dafür haben wir lange durch gehalten und ich schlief nicht gleich ein. Dank feinstem Whisky und schottischem Bier. 🙂
Nachts hörte der Wind auch irgendwann auf, um morgens in voller Kraft wieder zu kommen. Geregnet hatte es den Tag über nicht und der Wind wurde auch erträglicher.

An diesem Tag wollten wir wieder an die Bucht vom Vortag. Nach dem obligatorischen Frühstück besichtigten wir The Broch, das wir am Vortag aufgrund der Wassermassen nicht betreten konnten.

 

Als wir auf dem Weg zur Bucht waren, kam uns über einen Hügel ein Auto auf der Straßenmitte entgegen.

Der ist verdammt weit auf unserer Seite

sagte Flo, lenkte Bruno so weit links wie möglich und schon krachte es. Ich ging reflexartig in Deckung, da mir etwas entgegen flog.
Es war unser rechter Außenspiegel. Wir hielten an. Der Fahrer des anderen PKW´s tat dies ebenso.

I drive this road…

bla bla bla. Keine Ahnung, was der Typ und Flo geredet hatten. Ich war sauer und wollte keinen Wutausbruch bekommen. Während die Beiden die Sache klärten, sammelte ich die Einzelteile des Spiegels auf der Straße zusammen.
Mit meinem Gaffer-Tape (das Flo anfangs belächelte, da ich es immer und überall mitnehme) wurde die Verkleidung geklebt. Es war nur die Verkleidung kaputt. Keine Elektronik, kein Spiegel und auch keine Scheibe. Zum Glück!

Wir fuhren genervt weiter und ich hatte nun Respekt vor entgegenkommenden Fahrzeugen.

An der Birsay Bay angekommen sahen wir, dass gerade Ebbe war und wir über den nun sichtbaren Weg auf die Insel konnten. Wir waren nun am nördlichsten Punkt von Orkney angekommen.
Auf der Infotafel stand, dass man etwa zwei Stunden Zeit hatte, bevor das Wasser zurück kommt. Wir machten unsere Witze und Flo wollte wissen, wieviel Müsliriegel und Äpfel ich heute in meinem Rucksack deponiert hatte, für den Fall, dass wir dort nächtigen müssen.

Es ging über glitschige, mit Algen und Muscheln bewachsenen Steine auf die Insel. Dort schauten wir uns die Ruinenstadt an, die recht großzügig gebaut wurde. Wir wollten auch zum Leuchtturm, aber dies war uns nun doch zu riskant, da langsam die Flut einsetzte.
Somit schauten wir uns “nur” die Ruine der Kirche und deren umliegenden Häuser an und liefen über die Felsen zurück zum Parkplatz.

Von dort führte uns ein Wanderweg direkt an der Bucht entlang, vorbei am Walebone (ein Knochen eines Wales direkt an der Klippe) zum natürlich entstandenen Fischerhafen.

 


Nachdem wir dort ein paar Stunden verbracht hatten, brachte uns Bruno zum Kitchener Memorial. Da es mit einem Baugerüst umgeben war, schauten wir es uns nur aus der Ferne an.

Unsere Fahrt ging an der Küste entlang weiter. Der nächste Halt war in Yesnaby.

 

Yesnaby – Ein Ort mit Castle, aber ohne Castle

Dort angekommen gab es für dasFlosen und mich zunächst Kaffee und schottisches Kekse. Das Wetter war auch okay. Es regnete nicht und das es an der Küste windet dürfte auch jedem logisch sein.

Nachdem wir unsere Tea Time, ähm Coffee Time beendet hatten, erkundeten wir den ehemaligen Militärstützpunkt. Von diesem Stützpunkt sind lediglich ein paar zugemüllte Gebäude übrig und nur eine kleine Infotafel weist darauf hin. Aber man kann von dort aus zu Fuß oben an den Klippen entlang wandern. Das verriet uns wieder eine Infotafel.

Meine Augen fingen an zu leuchten. Yesnaby Castle. Dort musste ich hin. Es ist ja nicht so, dass ich die letzten Tage keine Burgen, Schlösser und Ruinen gesehen hatte, aber ich musste dahin. 😉 Mich faszinierten weiterhin die Gebäude und vor allem die oft damit verbundenen düsteren Geschichten.

So latschten wir los. Die Steilküste war gigantisch. Es wurde mir zum Teil flau im Magen, wenn ich mich an die Kante begab.
Irgendwann pustete uns der Wind Schaum entgegen und Flo entdeckte einen Wasserfall. Dieser Wasserfall war aber etwas untypisch. Also ich kenne ja Wasserfälle, bei denen das Wasser von oben nach unten fließt. Bei diesem war es anders. Durch den Wind, der an die Steilküste peitschte wurde das Wasser von unten nach oben gedrückt und dadurch floss das Wasser in die falsche Richtung.

Flo hat mit seiner Kamera davon ein Video gemacht. Dachte er. Ich würde euch gerne diese Aufnahme zeigen, aber es gibt keins. Wie kommts? Tja, Flo fotografiert halt und filmt nie. Er hatte ein Knöpfchen seiner Kamera gedrückt und drauf gehalten. Leider war es nicht der Aufnahmeknopf. So kann ich dir leider keine Aufnahme zeigen und du denkst nun bestimmt ich spinne, da es keinen Wasserfall gibt, der nach oben fließt. Mir doch egal, was du, lieber Leser nun denkst. 😛

Weiter im Text. Nach dem Wasserfall liefen wir weiter. Ich wollte doch noch das Castle erreichen. Wir liefen und liefen. Irgendwann kamen wir an einer Bucht der Sandsteinküste an.

Da muss es sein

sagte ich zu meinem Begleiter und suchte die Umgebung ab. Ich sah kein Castle.

Da war wohl mal eins…

Etwas geknickt wurden dann ein paar Fotos gemacht. Von hier aus sah man auch den Old Men Of Hoy. Eine berühmte Steinformation vor der Orkney Insel Hoy. Anschließend gingen wir zurück zu unserem Bus und ich schaute mir dann erneut die Infotafel an. Wie war das nochmal mit dem Yesnaby Castle?

Das Yesnaby Castle war der Fels in der Brandung. Ein 35 Meter hoher Fels, der 1967 offiziell das erste Mal bestiegen wurde und als Einstieg und Übungsfels für den Old Men Of Hoy gilt.
Ja, so war das. 🙂

Es stand die Schlafplatzsuche auf dem Plan. Auf einem sehr großzügigen Parkplatz mit (sauberem) WC und Waschbecken wurden wir fündig. Ich weiß, ich müsste nicht immer betonen, dass es in Schottland saubere öffentliche Toiletten gibt, aber ich kann es einfach noch nicht glauben.

Nachdem wir, inzwischen ganz unkompliziert, den Bus für die Nachtruhe vorbereitet hatten, planten wir den nächsten Tag auf den Orkney Isles.

Während der Herr noch Ausschau nach Polarlichtern hielt, bin ich eingeschlafen…

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Samstag, 24. Oktober 2015

Die Nacht war stürmisch und verregnet, deshalb sahen wir erneut keine Aurora. Der Morgen begann spät, da es nur so schüttete. Da wollten wir nicht aus dem Bus kriechen. Selbst der Parkplatz war überschwemmt.

 

Regen, regen und noch mehr Wasser(Whisky)

Als wir es doch aus den Bettdecken schafften, machten wir gemütlich Kaffee und frühstückten. Wir packten unsere sieben Sachen und fuhren nach Kirkwall in den uns aus Deutschland bekannten Supermarkt und kauften Kleinigkeiten für die nächsten Tage ein.
Danach fuhren wir zur Highland Park Destillery, um fest zu stellen, dass diese nur von Mo – Fr geöffnet hatte, da nun die Winteröffnungszeiten golten.
Flo fragte einfach einen Mitarbeiter vor Ort, ob es die Möglichkeiten gäbe, einen Whisky zu erwerben. Dieser wirklich nette Mann drückte uns einen Zettel in die Hand, auf dem er uns eine Adresse in der Stadt notierte und meinte noch, dort sei der Whisky günstiger.
Also gut, dann nochmal ab nach Kirkwall.
Ich suchte ja eh noch was für meine Schwester, die zu Hause auf meine Haustiere aufpasste und Postkarten wollte ich auch noch verschicken.

Wir parkten auf dem uns schon bekannten Parkplatz. Durch Zufall sah ich nach dem Aussteigen auch schon das Ladenschild des empfohlenen Ladens. Direkt am Parkplatz. Schnurstracks zielten wir den Store an und kauften uns einen 12 Jahre alten Highland Park Whisky. Warum gerade dieser? Es war der Lieblingswhisky des Autors unseres Reiseführers. Und mit seinen Empfehlungen lag er bekanntlich nicht falsch.
Mit Whisky in der Tasche schlenderten wir bei durchwachsenem Wetter (mal heftiger Regen, mal nur bewölkt) durch die Stadt. Wir fanden ein kleines Café “Wrigley and the Real” das viele Musiker aufsuchten (oben im Gebäude befindet sich eine Musikschule) und wärmten und bei einem Kaffee auf.
Bevor wir wieder zu Bruno gingen besorgte ich noch ein paar Postkarten. Der Regen kam immer wieder schwallweise.

Wir nutzen eine Regenpause und zogen unseren Tagesplan durch. Und wenn wir abbrechen mussten, so hatten wir es wenigstens versucht.

 

Ring of Brodgar und der Elfenzauber

Als erstes war der Ring of Brodgar dran. Wir hatten Glück und es regnete nicht, als wir dort ankamen. Sondern die Sonne ließ sich blicken. Der Bereich war zwar gut mit Wasser befüllt, aber mit guten Schuhen ging das.

21 Steine bilden einen Kreis. In der Mitte des Kreises wurde Heide gepflanzt. Wenn die Heide blüht, soll es hier elfisch aussehen. Die riesen aus Stein stehen dort seit Jahrhunderten. Da noch keine umfangreichen Ausgrabungen stattgefunden haben, können die Wissenschaftler sein Alter nur schätzen: Etwa zwischen 2700 und 2000 vor Christus soll er entstanden sein. Manche fehlen inzwischen und einer wurde vom Blitz getroffen. Er ist der drittgrößte Steinkreis aus Großbritannien.
Einst gab es 60 Steine und der Kreis hat einen Durchmesser von 104 Metern. In der Jungsteinzeit sollen im Ring of Brodgar dann bis zu 3.000 Leute und mehr Platz gefunden haben, um an unbekannten Riten teilzunehmen.

Wir hatten Glück, denn durch das Wetter waren wir die einzigen Besucher. Noch während wir dort waren, fing es wieder an zu schütten. Nichts wie zum Bus!

Der Elfenzauber, der uns verließ

Weitere fünf Minuten Busfahrt brachten uns zu den Standing Stones of Stenness.
Meine Begleitung dasFlosen stieg aus dem Fahrzeug aus 

Wir haben einen Platten!

meinte er beiläufig.

Du verarschst mich doch!

war meine Antwort. Leider war dies nicht so. Hinten links war unser Reifen platt. Tja, nun hieß es Reifen wechseln.

Wo ist der Wagenheber?

Wie bekommen wir das Ersatzrad heraus?

All unsere Fragen konnte uns das Benutzerhandbuch des Wagens beantworten *hust* Wie peinlich.

Während des Reifenwechsels regnete und graupelte es. Flo meisterte dieses Abenteuer mit Bravur und ich stand im Schutz des Busses da und wartete ab.

Warum dauert das doch so lange?

fragte ich und lief um den Bus herum. Da sah ich meinen Freund nicht am Bus stehen, sondern mit der Kamera in der Hand am Wegrand stehen und fotografieren.

Das gibt´s doch nicht!

Er grinste mich nur an. Okay, es war auch ein mega geiler Anblick. Am Ende des Tagebucheintrages kommt dann der Link zu Flo´s Artikel. 😉

Nachdem der Reifen endlich gewechselt war, schauten wir uns die Standing Stones of Stenness an.

Wenn man vor den drei Riesen steht, kann man die Augen kurz schließen und sich vorstellen: Zwölf Steine, in einer Ellipse angeordnet, umgeben von einem über zwei Meter tiefen Graben, der einen Durchmesser von 44 Meter aufwies. In der Mitte eine große Feuerstelle. Nur in Richtung Norden konnte man den Steinkreis verlassen. Dort lag auch die Steinzeitsiedlung, mit der der Steinkreis wohl in Verbindung stand.

Eine der beeindruckbarsten Kultstätten in den schottischen Highlands. Doch was wurde hier verehrt, wozu wurde sie genutzt? Kein Wissenschaftler kann es sicher sagen.
Aber der Volksmund weiß viel über die Steine. Eine Sage erzählt, dass man sich hüten solle, in den Nächten um Neujahr bei den Standing Stones unterwegs zu sein. Denn die Steine seien versteinerte Riesen, die dann zum Leben erwachen und auf Wanderschaft gehen, um aus dem nahen Loch zu trinken. Sie dabei zu beobachten, bringe Unglück.
Die Anlage stammt aus der Zeit um 3.100 v. Chr. Damit ist es einer der frühsten Steinkreise Großbritanniens. Wissenschaftler gehen davon aus, dass der Kreis jedoch nie ganz vollendet wurde. Mindestens ein Stein, wenn nicht gar zwei haben die Erbauer wohl nicht mehr aufgestellt.

So eine bekannte Internetseite.

 

Unglück über die Standing Stones of Stenness brachte aber ein Bauer Namens McKay, der sich über die vielen Besucher ärgerte. Dieser Bauer demolierte kurzer Hand den Steinkreis. Besser gesagt zwei Steine davon. Gerichtlich wurde der zugereiste Bauer dann gestoppt und die Steine wurden wieder aufgestellt.

Alles hat ein Ende nur der Regenbogen hat zwei

Zum Tagesende fuhren wir zurück nach St. Margaret´s Hope auf einen höher liegenden Parkplatz. Es regnete weiterhin und deshalb kochte ich uns eine heiße Suppe.
Flo entdeckte dann sogar noch einen Regenbogen bei Nacht. So etwas habe ich noch nie gesehen. Schon krass.
Der Tag wurde doch noch sehr schön für uns. Dabei überlegten wir in Kirkwall noch, ob wir nicht heute schon die Orkney´s verlassen sollten…

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Artikel von dasFlosen: Orkey Island – Insel die Zweite

 

Die bisher veröffentlichten Artikel:

Mit dem VW-Bus durch SCHOTTLAND #8
Mit dem VW-Bus durch Schottland #7
Calda House
Ardvreck Castle
Mit dem VW-Bus durch Schottland #6
Strome Castle
Dunvegan Castle
Duntulm Castle
Mit dem VW-Bus durch Schottland #5
Mit dem VW-Bus durch Schottland #4: Glenfinnan
Castle Tioram
Mit dem VW – Bus durch Schottland #3: GlenCoe
Castle Stalker
Mit dem VW-Bus durch Schottland #2
Castle Inveraray
Luss – Ich muss draussen bleiben
Largs – Ein Denkmal für die große Schlacht
Culzean Castle
Mit dem VW – Bus durch Schottland #1
bye bye scotland
Mit dem VW- Bus durch…

hoochi Verfasst von:

Meine Name ist Sandra und der bekömmliche Jahrgang 83. Das C im Namen steht für das Chaos in der "Familie Schickischmi". Privat sowie beruflich bin ich immer für alle kleine Racker da. Außerhalb dessen höre ich gerne Musik. Viel. Laut und am liebsten Live. Auch gerne mit mehreren Menschen auf Festivals. Darum mag ich auch gerne Tattoos, brauch viel Kaffee und Johannesbeersaftschorle.

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