Mit der Zeit im Nacken
Die Nacht in der die Sterne vom Himmel regnen sollten stand vor der Tür und die Bedingungen in diesem Jahr hätten perfekter nicht sein können. 0% Mond, wolkenfreier Himmel und laue Temperaturen. Ein Problem gab es allerdings, die Show musste ja unbedingt in der Wochenmitte stattfinden.
Lieber Gott, mal davon abgesehen, dass Deine Existenz sowieso höchst zweifelhaft ist, hättest Du auch mal Rücksicht in Deinem Terminkalender nehmen können. Da musstest Du schon extra die 7 Tagewoche einführen und platzierst am Ende so ein Ereignis auf einen Mittwoch. Gehts noch?! Vielleicht solltest Du in Zukunft das Feierabendbier gut sein lassen oder aber einfach weniger Lines mit Moses auf den Steintafeln ziehen. Danke!
Diesen Umstand geschuldet, hat sich die Wahl der Spots quasi auf nur eine Handvoll reduziert. Da mir aber schon immer etwas mit Sternenhimmel und den Propellern *lach*insider* unserer Region vorschwebte, war das endlich die Gelegenheit. Ich wählte bewusst den Spot nahe der kleinen Einöde Günzegg im Unterallgäu aus. Nicht, weil ich damals etwa im darunterliegendenen Jugendhaus Waldmühle meinen Zivildienst ableistete, sondern weil dort die Anordnung der Windräder schon in der Vergangenheit meine Aufmerksamkeit auf sich zogen. 3 Windräder im direkten Sichtfeld mit Blickrichtung Süden, eine nicht vielbefahrene Straße und ein paar hübsche und alleinstehende Bäumchen. Zudem war der Spot nur 15 Minuten von zu Hause entfernt und passte perfekt in das Zeitmanagement! Eine Stunde Fahrt oder gar noch länger hätte am Ende nur bedeutet, dass ich früher die Zelte hätte abbrechen müssen. Schließlich sollte um 6:00 Uhr wieder der Wecker klingeln.
(Link zur Google-Maps-Karte)
Wusch, Wumms, OOOOh und AAAAh
Am frühen Abend in Günzegg angekommen, wurden die Kameras sorgfältig aufgestellt und positioniert. Als wir das erledigt hatten, konnte der gemütliche Teil des Abends beginnen. Chillen mit der Decke auf dem Feld war angesagt.
Wie schon zuvor am Hochtannbergpass wollte ich wieder ein zeitübergreifendes Bild schießen. Dieses Mal mit einer Sternschnuppe, der ISS, der Dämmerung und der Milchstraße. Probleme gab es dabei keine, da ich die Kamera eigentlich den ganzen Abend bis kurz vor dem Ende an der selben Position belassen habe und vor allem die ISS pünktlich um 21:53 Uhr durchs Bild flog.
Natürlich wäre einfach nur knipsen langweilig gewesen. Ein kleiner Wettbewerb, wer die erste Sternschnuppe erwischt, musste natürlich schon sein. Was soll ich sagen… ich habe den Kürzeren (gezogen). Gleich auf der dritten oder vierten Aufnahme hatte Hoochi Ihre erste Sternschnuppe auf dem Sensor gebannt. Die musste natürlich ausgerechnet in dem Moment erscheinen, in dem meine Kamera den Darkframe aufnahm. Fast 2 – in Worten: ZWEI!!! – Stunden lang habe ich zwar Sternschnuppen von überall herkommen sehen, aber NICHT EINE davon auf meinen Sensor bannen können. Ja, ich war zu diesem Zeitpunkt emotional sehr nahe am Abgrund!
Irgendwann war es dann auch um mich geschehen. Eine richtig schön fliegendes Stück Meteroitenstaub brannte sich pfeilgrad durch das Sichtfeld meiner Kamera. Perfekt über den Windrädern. Exakt so, wie ich es mir zuvor ausgemalt hatte. Irgendwie haben Deppen echt immer Glück *lach*.
Um kurz nach 0:00 Uhr wechselte ich zum ersten Mal ein wenig die Position und hielt auf das gegenüberliegende Ollarzried und deren Windräder. Eigentlich wollte Hoochi Ihre Zelte schon längst abbrechen Eigentlich wollten wir unsere Zelte schon längst abbrechen, hatten wir doch bis dato schon einige Sternschnuppen gesehen und jeder von uns Beiden hatte genügend davon auf der Speicherkarte verewigt. Scherzhaft und natürlich völlig unbewusst drückte ich trotzdem immer wieder auf den Auslöser und quittierte mein sträfliches Vorgehen mit den Worten:
Upps… Da bin ich jetzt aber versehentlich drauf gekommen. Tut mir leid.
Ich wollte ja eigentlich auch nur noch eine letzte Aufnahme machen. Eigentlich. Immer und immer wieder *lach*. Um 0:45 Uhr passierte es dann. Zack! Eine großes Trümmerstück passierte unsere Atmosphäre. Ein helles Blitzen am Himmel. Ein blau schimmernder heller Strahl. Fast wie in Zeitlupe schoss sie durch den Nachthimmel. Ein paar Sekunden zuvor betätigte ich glücklicherweise den Auslöser meiner Kamera. Wir hatten 1-2 von diesen Kalibern bereits im Vorfeld gesehen, allerdings stets in anderen Himmelsrichtungen als unsere Kameras gerichtet waren.
Hätte sich diese Sternschnuppe noch geteilt, wäre ich wohl weinend auf die Knie gefallen, hätte meine Kamera samt Equipment verkauft und hätte mir bis an mein Lebensende nur noch dieses eine Bild angesehen.
Hätte, hätte, hätte. Tat sie aber nicht und so gehe ich Euch auch weiterhin noch regelmäßig auf den Zeiger. Pech. Trotzdem war dieser Moment durchaus das Highlight des Abends. Besser konnte es nun nicht mehr werden und so packte auch ich (endlich) zusammen. Um kurz nach 1:00 Uhr war für uns die Nacht der Perseiden dann letztendlich vorbei.
Darüber hinhaus:
Wie schon in dem Artikel zum Hochtannbergpass angepriesen, wird auch hiervon ein Bild in der selben Zeitschrift erscheinen. Auch hier werde ich es erst bekannt geben, sobald die Zeitschrift gedruckt und mir ein Expemplar übersandt wurde.
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