Da will ich doch schon die ganze Zeit mal hin!
Wie oft denkt man sich diese Worte? Doch entweder es regnet, es ist einem zumeist zuweit oder es stehen irgendwelche Familienfeste an. So oder so ähnlich hat es ich bei mir gestaltet, als ich an ein bestimmtes Riff an den Forggensee wollte. So zogen die Tage ins Land, der Herbst wurde vom Winter verdrängt und eigentlich stellte ich mich schon darauf ein, erst im kommenden Frühjahr das Ziel zu besuchen. Wie so oft sollte es durch meine Spontanität mal wieder anders kommen…
Ich hatte im Februar noch nicht viele Ziele geknipst, der Winter war bis dato matschig und meine Motivation dahin. In jener Woche jedoch hatte es durchgeschneit, es war bitter kalt und zum Sonntag war schönes Wetter vorausgesagt. Samstag Abend gegen 20:00 Uhr entschloss ich mich dann das Riff zu besuchen. “Was soll schon schiefgehen und vielleicht bekomm ich ja ein Alpenpanorama zu bestaunen.” Nur wann? Welche Uhrzeit? Mit 45 Minuten Anfahrt im Hinterkopf entschloss ich mich am Sonntag Morgen um 6:30 Uhr aufzubrechen.
Die Show kann beginnen
Die Akkus waren geladen, die Sachen gepackt, die lange Unterhose am Körper, 3 Paar Socken am Fuss. Auf gehts! Etwas verschlafen stand ich um 6:30 Uhr auf um mir noch kurz einen warmen Kaffee vor der Fahrt zu gönnen. Es sollte kein Fehler gewesen sein! Im Auto der erste Schock. Minus 20°C… MINUS! Es sollte ja kalt werden, aber so kalt? Während meine Gedanken noch bei der Zapfsäule waren, auf der dick und fett “-20°C proofed” prangerte, drehte ich den Schlüssel im Zündschloss. “Er läuft!”, hat der Tankwart nochmal glück gehabt. Gut, Abfahrt!
Die Reise ging also ins Ostallgäu an den Forggensee nähe Roßhaupten. Über Marktoberdorf in Richtung Füssen, Abfahrt Roßhaupten und dann kommt man direkt ans Ziel. Es ist ein Naturschutzgebiet, welches ein natürliches Steinriff mit einer ganz besonderen Charakteristik beherrbergt. Das man davon jedoch nicht viel sehen sollte, komm ich später nochmal darauf zurück. Nachdem mich mein Navi gefühlte 3x am Parkplatz vorbeigeleitet hat, stand ich da nun. “-22°C” sagte mein Auto und war wohl froh, den sicherlich angesulzten Diesel von nun an nicht mehr verarbeiten zu müssen. Geparkt habe ich in einer Parkbucht, wo man eigentlich nicht lange parken sollte. Direkt daneben ist jedoch eine kleine Seegaststätte, die im Winter allerdings geschlossen hatte und deren Parkplatz nicht freigeräumt war. “Wird schon passen, ich will jetzt knipsen!” und hab mein Auto in der Parkbucht stehen lassen.
Nach dem Aussteigen dann der zweite Schock. Ich kann nicht atmen! “Was zur Hölle?!” Es war so dermaßen kalt, dass mir tatsächlich das Atmen schwer viel und durch die Nase ging schon dreimal nix. Sobald die Luft nur in die nähe der Nasen kam klebte da sofort alles. Na gut, dann erstmal den Schal vors Gesicht und es wurde promt erträglicher. Jetzt noch kurz das Schuhwerk geschnürrt und Abmarsch. Der Weg zum Riff sollte mir dann den dritten und letzten Schock verpassen. Schnee, tiefer Schnee, sehr tiefer Schnee! Die Tiefe ging mir bis zum Oberschenkel. Aber, verdammt, ich war jetzt schon hier, also muss ich da durch.
Momente wie diese
Man braucht zu Fuss vom Parkplatz aus etwa 5-10 Minuten bis zu dem Riff. In meinem Fall brauchte ich knapp 30 Minuten durch den Schnee. Als ich dann ums Eck bog, kamen mir zwei Gedanken: “oh man, das Riff ist bedeckt” “omg sieht das geil aus!”. Letzterer überwiegte eindeutig, weil ich dort schon erahnen konnte, was mir blühen wird. Der Forggensee war komplett von Eis bedeckt, auf jenem noch kleinere Schneeklumpen lagen. Leichte Nebelschwaden zogen über den See und der erhellte Horizont lies die Sonne schon erahnen. Vom Riff aus hat man einen schönen Blick in Richtung Füssen und den Ammergauer Alpen. Um in der Füssener Sprache zu bleiben, es war ein königlicher und märchenhafter Anblick.
Von den Eindrücken zunächst überwältigt, schnallte ich meine Kamera auf das Stativ und fing an zu schießen. Fast minütlich bot sich mir – durch die immer weiter aufgehende Sonne – komplett neue Eindrücke der Gegend. “Ich hab wohl alles richtig gemacht” kam mir in den Kopf. Und in der Tat, ich hab einen absoluten Traumtag in meinen Augen erwischt. Die Ergebnisse zähle ich zu den schönsten bisher, die ich zustande gebracht hab! Das komplette Szenario bot einfach einen unwirklichen Eindruck. Ich war im Allgäu, aber wenn man die Bilder unter dem Deckmantel der “Arktis” laufen lassen würde, würde es wohl auch fast jeder glauben. Vom Riff selber war durch den hohen Schnee leider nicht viel zu sehen. Nur vereinzelte hohe Riffsteine ragten heraus. Machte aber nichts, weil durch die Schneedecke eine schöne Hügellandschaft entstand. Nur das laufen war wie durch ein “Ich-brech-Dir-die-Beine”-Feld *lach*.
Nach etwa 3 Std. aufenthalt am Forggensee packte ich dann komplett durchgefroren, aber überglücklich meine sieben Sachen zusammen und machte mich erwartungsvoll auf den Nachhauseweg. Zu einer wärmeren Jahreszeit werde ich dem Riff jedoch definitiv nochmal einen Besuch abstatten! Wenn Ihr wissen wollt, wie es dort ohne Schnee aussieht, dann klickt hier.
TipTop Geschichte – ich spür wie die Kälte in mir hochkriecht… Klasse auch die letzten OOC und LR Beispiele!
Dankeschön fürs Feedback! Hoffe die Erlebnisberichte sind nicht zu lang 🙂 So OOC/LR-Vergleiche werde ich bei neuen Erlebnisberichten vielleicht öfter mal berücksichten!