Ab in den Süden
Als wir Orkney verlassen hatten und wieder auf dem “Mainland” aufschlugen, stand für uns eine längere Tagesroute auf dem Plan. Das Tagesziel sollte der Parkplatz bei den Falls of Shin sein.
(Link zur Google-Maps-Karte)
So viel sei verraten, wir hielten uns ab jetzt kaum noch an die zuvor geplante Route und fuhren auch in den späteren Etappen nicht mehr zurück in den bergigen Teil der Highlands.
Hinterland
Dieser Teil der Fahrt war eher weniger sehenswert. Evtl. lag es daran, dass wir wohl die Spitze des Eisberges – was die wilde Landschaft betraf – überschritten hatten. Schon im Vorfeld wurde uns gesagt, dass der östliche Teil der Highlands und allgemein von Schottland einem weniger spektakulär vorkommen würde, wenn man zuvor in den westlichen und nördlichen Highlands gewesen sei. Dieses Empfinden kann ich nun gut nachvollziehen und teilweise absolut bestätigen.
Der östliche Teil war vor allem geprägt aus schier unendlichen Gräser- und Hügellandschaften.
Selbst das Wetter lies irgendwie keine wirkliche Stimmung aufkommen. Die Hügel waren einfach nicht hoch genug für “darin verhangene Wolken”. Oder evtl. waren die Wolken auch einfach nicht tief genug. Ich weiss es nicht.
Trotzdem bekamen wir ab jetzt mehr Laubwälder zu Gesicht, was das Herbstfeeling natürlich gleich ein wenig erhöhte. Zuvor in den Western Highlands waren Laubbäume rar gesät und einzig die rot gefärbten Berghänge hatten etwas herbstliches an sich.
Schafe gab es natürlich immer noch im Dutzend billiger. Auch wenn diese im Gegensatz zu den Main Highlands nicht mehr einfach so frei durch die Gegend wilderten, sondern vielmehr in abgezäunten Revieren unterwegs waren.
Aber natürlich gibt es auch hier noch eine schöne kleine Geschichte zu erzählen. Bergauf kam uns ein Auto entgegen. Lichthupe. Die Frau Beifahrerin hing schon halb zum Fenster heraus. Wir hielten an. Ich ließ die Scheibe herunter. Eine aufgeregte Stimme schallte mir ins Gesicht:
Hi there! There are massive Deers on the Top in front of you!!!
Nachdem wir etwa 10x verbal darauf hingewiesen wurden, bedankten wir uns, setzten den Höllenritt fort und hielten Ausschau. Tatsächlich. Deers! Hirsche. In freier Wildbahn. In einer Herde noch dazu. Leider etwas weit entfernt. Wohl auch weil die Familie zuvor schon eine weile am Platz war. Spekulation.
So gut es ging habe ich noch versucht den Moment einzufangen. Mit meinem Tele bei 150mm am Anschlag. Immer noch zu weit weg. Telekonverter (x1.4) noch dazwischen adaptiert. Es wurde jetzt nicht gerade das “Portrait” was man oft sieht und selbst im Kopf hat. Egal. Ich kann’s verkraften. Der Moment zählte!
Insgesamt zählten wir am Ende ganze 7 Hirsche. SIEBEN! Unabhängig voneinander. Nach gut 20 Minuten verschwand die Herde dann auch schon über den Hügel und war nicht mehr zu sehen. Wir waren trotzdem glücklich. Als wollte uns Schottland nochmals alles darlegen was es zu bieten hat.
Der springende Lachs
Spät am Abend erreichten wir den Parkplatz der “Fall of Shins”. Früher stand hier ein Touristenzentrum – der Feuerteufel holte es zu sich nach Hause. Eine Tafel signalisiert allerdings, dass demnächst ein neues Visitor-Center entstehen soll. Allein auf dem Parkplatz schlugen wir unser Nachtquartier auf. Scary. Mitten im Wald. Die Hauptstraße führt einige 100m auf der anderen Flussseite. Es war nur eine Frage der Zeit, bis der “Böse Mann” aus dem Wald kommen sollte. Oder die Kannibalenfamilie. Oder der Kettensägenmörder. Wir überlebten die Nacht trotzdem. Ohne größere Zwischenfälle.
Am nächsten Morgen machten wir uns bereits früh auf den Weg zu den Wasserfällen. Ok. Zu dem einen Wasserfall. Der Weg geht direkt am Parkplatz runter und ist einwandfrei ausgebaut und gesichert. Also quasi ein Nobrainer. Dort angekommen:
Hatte ich zu viel Kaffee, oder ist das Wasser wirklich so schwarz?
Eigentlich hätte ich “Pechschwarz” sagen müssen. Was für ein Kontrast inmitten der bunten Umgebung!
Hier seht ihr nun den einen Wasserfall. Den Auserwählten sozusagen. Das Objekt der Begierde! Dort wo die Lachse springen. Springen sollten. Direkt davor eine Plattform für all die Touris. Wenn denn welche anwesend gewesen wären. Wir waren allein. *allein-allein*sing*
Egal ob Lachse oder nicht. Ich fand die Natur im Allgemeinen dort genau richtig! Trotzdem. Nach ner Weile packte ich zusammen. Kein Lachs weit und breit. Nicht mal eine Schwanzflosse war zu sehen. Meine Eier hatte ich umsonst abgekocht. Hühneneier. Der Tacho auf der Speicherkarte zeigte knapp 400 Bilder vom Wasserfall an. 400 Bilder ohne einen einzigen Lachs. Ich war der Verzweiflung nahe. Am Rande der Tränen. Das mit den Eiern war im Übrigen gelogen.
Dann passierte es. Zack. Husch. Bäm. Boom. Bäng.
Da war einer!
Es ging tatsächlich los. Die Lachse hüpften den Wasserfall hinauf. Einfach so. Vor uns. Der Anblick ist schon krass. Ich mein… das war en Wasserfall! Kein kleiner. Mit Strömung. Keine geringe! Ein Spektakel.
Ich richtete die bereits eingepackte Kamera erneut aus und hielt drauf. Serienbildmodus! *RATATATATA*
Keine Chance!
Es war schier unmöglich die Dinger zu erwischen. Cropen wollten ich später nicht. Sie mussten also exakt im gewählten Bildausschnitt nach oben springen. Ja, ich stellte Ansprüche. Das Auge und die Reaktion ist zu langsam um die Zeit abzupassen. Zwischen verlassen des Wassers und dem Eintauchen hat man etwa 1-2 Sekunden. Für die Reaktion eines alten Mannes zu schnell. Doch es kam… das eine Bild. Dieses Eine! Bäm. Freude!
Zufrieden packte ich erneut zusammen. Abfahrt. Der Tag sollte noch so einiges zu bieten haben. Wir werden uns auf der “Black Isle” wieder lesen.
Das war mal ein etwas anderer geschriebener Artikel und auch die Bilder ohne Galerie. Ich hoffe er hat ebenfalls ein wenig unterhalten. Bis zum nächsten Mal
Wiederschauen – Reingehauen!Daniel “Budi” Budiman & Simon “Bimon” Krätschmer
Wow,…das sind wirklich verdammt gute Bilder mit einer sehr hohen Qualität. Ich bin echt begeistert. Weiter so.